Um die Spielzeit 2022/2023 in der Bezirksoberliga aus Sicht der Zwehrener ersten Männermannschaft zu resümieren, bedarf es durchaus einer genaueren Analyse. Das Positive vorweg: Die Mannschaft unter Trainer Milan Čermák schaffte auf dem Weg zum Saisonendspurt unter kuriosen und glücklichen Bedingungen den Sprung auf den dritten Tabellenplatz und somit auch zur Landesligarelegation. Da Ligakonkurrenten wie GSV Eintracht Baunatal II und TSV Korbach von Punktabzügen aufgrund des nicht erfüllten Schiedsrichtersolls betroffen waren und sogar auch der Zweitplatzierte HSG Baunatal II wegen des Abstiegs ihrer ersten Männermannschaft aus der Oberliga in die Landesliga keine Möglichkeit zur Relegation hatte, profitiere das Zwehrener Team von den in diesem Jahr wirklich skurrilen Umständen. Ob die Regelung des Punktabzuges im Hessischen Handballverband noch zeitgemäß ist, sei dahingestellt und sollte für die Zukunft womöglich ausdiskutiert werden, da es in anderen Handballverbänden und bundesweit schon längst anders funktioniert, ohne Mannschaften intern „bestrafen“ zu müssen. Für die Zwehrener bedeutete diese Entscheidung zwar trotzdem: Zwei weitere Bonusspiele mit der Chance zum Aufstieg in die Landesliga Nord. Somit ging es in den beiden ausgetragenen Partien gegen den TV Alsfeld. Zuerst das Heimspiel vor eigener Kulisse, zwei Tage später das Auswärtsspiel in der Großsporthalle Alsfeld.
Landesligarelegation
Hinspiel, 12.05.2023, 19 Uhr: HSG Zwehren/Kassel – TV Alsfeld 25:29 (16:17)
Rückspiel, 14.05.2023, 18 Uhr: TV Alsfeld – HSG Zwehren/Kassel 28:24 (11:13)
Zusammenfassend hatte unsere erste Mannschaft sehr wohl das Potenzial die beiden Spiele für sich zu entscheiden. Anfängliche Nervosität auf beiden Seiten ließ das Hinspiel bis auf weiteres spannend und ausgeglichen werden. Zwehren scheiterte insgesamt jedoch zu oft am Alsfelder Torhüter, der in beiden Partien eine hohe Quote an gehaltenen Bällen hatte, und verlagerte das Spielsystem zu sehr in den robusten Innenblock der gegnerischen Abwehr. Auch das Überzahlspiel sollte nicht so funktionieren wie erwartet. In beiden Spielen lag das Verhältnis der Zwei-Minuten-Strafen bei 3:7 zugunsten der Zwehrener. Während beide Mannschaften sich spielerisch nichts nahmen, erwischte Zwehren jedoch Spielphasen, in denen zu überhastet und ungeduldig die Torabschlüsse gesucht wurden. In solchen Situationen fehlte gegenüber dem Gegner Alsfeld die Ruhe und Cleverness. Aus einem 20:21 resultierte beispielsweise ein 20:26. Zwar verkürzte Zwehren am Ende des Hinspiels auf einen Rückstand von vier Toren, der angesichts des Spielniveaus allerdings nicht hätte sein müssen. Trotz allem blieb das Team im Rückspiel auf Schlagdistanz und hat alle Fans und Beteiligten in der Alsfelder Großsporthalle sogar Anfang der zweiten Halbzeit in Aufruhe versetzt. Wider Erwarten war unsere erste
Mannschaft in der 35. Spielminute beim Stand von 11:14 nah dran, den Rückstand von vier Toren wettzumachen. Ähnlich wie in der ersten Partie fehlte der Mannschaft dann aber wiederum die Spielintelligenz und Kreativität im Angriff. Während unser Torhüterduo diesmal eine starke Leistung abrief, misslingen einige Aktionen in der Offensive. Anstatt das Spiel breit zu machen und die Lücken auf den Halbpositionen und gegebenenfalls über die Außenspieler zu suchen, wurde zu viel über den Alsfelder Mittelblock versucht, was die Gegner zu einfachen Toren verleitete. Zwehren hatte es letztlich in eigener Hand und selbst alteingesessene Alsfelder Zuschauer mussten zugeben, dass wir spielerisch gesehen die bessere Mannschaft waren.
Trotzdem gratulieren wir dem TV Alsfeld zum Aufstieg in die Landesliga, der hinsichtlich der Tabellenkonstellation auch völlig verdient und in Ordnung geht. Für unser Zwehrener Team war es definitiv eine lehrreiche Erfahrung, zumal Relegationsspiele für alle Spieler, Trainer und Zuschauer immer etwas Besonderes sind. Gute Stimmung, volle Kulissen, Trommeln und eine gewisse Portion mehr Ehrgeiz und Motivation lassen solche Spiele zu einem besonderen Ereignis werden. Auch haben diese Spiele das Team noch einmal mehr zusammengeschweißt, wenn auch die Emotionen sich vor, während und nach den Partien wie eine regelrechte Achterbahnfahrt angefühlt haben.
Achterbahnfahrt ist im Hinblick auf den Saisonverlauf vielleicht das Wort, welches die Höhen und Tiefen sowie Erlebnisse innerhalb der Mannschaft und auch außerhalb am nähesten zu beschreiben vermag. Insbesondere steht dem Team für die kommende Saison ein enormer Umbruch bevor, da einige Spieler – darunter Kapitän Lino Gericke, Tobias Kerning sowie die beiden A-Jugendlichen Lasse Gnau und Pascal Schäfer – und auch Trainer Milan Čermák infolge einiger entscheidenden Faktoren den Verein verlassen werden oder spielerisch gesehen den Schritt in die Landesliga beabsichtigen. Ebenso bleibt die Situation bei einigen anderen Spielern der Mannschaft noch offen. Für die kommende Spielzeit wird der bis dato für die A-Jugend verantwortliche Trainer Jan Braun das Traineramt der ersten Männermannschaft in der Bezirksoberliga übernehmen.
Nach dem am Ende der Saison nun doch zufriedenstellenden Ergebnis möchten wir uns im Namen der gesamten Mannschaft bei allen Beteiligten, Zuschauern und Fans für die Unterstützung bedanken; bei denjenigen Personen, die uns wirklich beiseite standen und immer ein offenes Ohr für uns hatten und von denen sich so mancher „eine Scheibe abschneiden kann“.
Bis dahin allen eine regenerative Handballpause und ein hoffentlich baldiges Wiedersehen!